Was ist Changemanagement?
Die Architektur des Wandels
Dieser Blogartikel wird zwei Teile bekommen. In diesem folgenden Artikel möchte ich mich der Frage widmen: Was ist eigentlich Changemanagement? Und das in einem sehr wörtlichen Sinne.
Und im zweiten Teil wird es auch um Changemanagement gehen. Dann aber mehr praxisorientiert: Initiieren, gestalten und begleiten eines Changemanagement-Prozesses. Hier geht es zum Artikel>
Bereit, die Welt des Changemanagements zu erkunden? Dann begleiten Sie mich durch diesen informativen zweiteiligen Blogartikel!
1. Teil: Was ist Changemanagement?
Nehmen wir es also zu Beginn erstmal wörtlich. Der Begriff Changemanagement ist nicht klar definiert und seine Bedeutung hat sich im Laufe der letzten Jahre verändert bzw. wird er oft synonym verwendet mit Organisationsentwicklung (OE) und Transformation. Das macht ein gemeinsames Verständnis nicht einfacher, daher starte ich hier mit einer Definition im Sinne von Kernprägnanten Begriffen.
Unterschied von Randschärfe und Kernprägnanz
Dieses Modell basiert auf einem linguistischen Konzept des Kulturwissenschaftler George Steiner (nach Babel). In dem Konzept werden randscharfe Definitionen von kernprägnanten unterschieden.
Für eine wissenschaftliche Eindeutigkeit eignen sich randscharfe Definitionen, bei denen die Grenzziehung zwischen den Bedeutungsräumen der voneinander zu unterscheidenden Begriffe im Vordergrund steht.
Für den kulturellen Gebrauch eignen sich kernprägnante „Definitionen“ besser, weil hier ein Verstehen der wesentlichen Bedeutungen wichtiger ist als die Abgrenzung zu Benachbartem. Die Überlappungen der Bedeutung von Begriffen ist im kulturellen Kontext Normalität und muss daher nicht beseitigt werden.
(B.Schmidt 2004)
Mir ist bei diesem folgenden Versuch Kernprägnante Begriffe zu beschreiben aber durchaus bewusst, dass Definitionsvorschläge zu OE und Changemanagement aus systemischer Perspektive kaum zu leisten sind. Weil wir dann auch zusätzlich,
– die Wirklichkeitserzeugung durch solche Definitionen,
– ihre Implikationen und
– Konsequenzen von einer Metaebene her in den Blick nehmen müssten.
Und OE und Change brauchen natürlich vielfältige Beschreibungen, die nicht durch wenige Definitionen angemessen erfasst werden können. Schon die Frage, wie sich beides unterscheidet, sorgt oft für Probleme. Aber sieht man beide eher als eine Betrachtungsperspektive für ein Ding oder ein Geschehen, dann kann man dieselbe Sache mal unter OE- und mal unter Change-Perspektiven betrachten.
Jetzt aber nochmal einen Schritt zurück, zu den Begriffen. Organisations- Entwicklung kurz OE genannt besteht aus den Begriffen Organisation und Entwicklung.
Organisation:
Je nach Verständnis von Organisation können damit also ganz verschiedene Beschreibungen verbunden sein:
Strukturen, Zuständigkeiten, Prozesse, Beziehungen, Identitäten, Strategien, Ziele, Konzepte, Methoden, Kompetenzen usw.
Je nachdem, welche Perspektiven im Vordergrund stehen, wird Organisation anders verstanden, beschrieben oder gesteuert. Wie Organisation funktioniert, wird folglich an sehr verschiedenen – Mal härteren Mal weicheren – Merkmalen festgemacht.
Entwicklung:
Etwas ent-wickelt sich. Man geht von einer irgendwie schon vorhandenen Ordnung aus, die sich entfaltet.
( David Bohms „implicate order“)
Organisationsentwicklung (OE)
Wenn wir den Begriff „Entwicklung“ auf eine von Menschen geschaffene Organisationen anwenden, ist die Wesensart einer Organisation keine Natur-Erscheinung, sondern eine Kultur-Erscheinung. Das ist auch der Grund, weshalb OE kaum ohne Kulturentwicklung zu denken ist.
Eine Organisation entwickelt sich im Einklang mit dem Geist und der Kultur, die ihrer Entstehung zugrunde liegen. Die Kultur kann in verschiedenen Formen zum Ausdruck kommen, sei es durch Statuten, Strukturen, Geschäftsmodelle oder sogar in den Haltungen und Gewohnheiten ihrer Mitglieder. Die Bestimmung dieser Dimensionen hängt vom jeweiligen Blickwinkel ab. Selbst die Umgebung ist nicht zwangsläufig natürlich, sondern häufig genauso von Kultur geprägt. Darüber hinaus sind die Abgrenzungen zwischen dem Inneren und Äußeren nicht zwingend klar definiert. Selbst Unternehmensgrenzen verschwimmen durch vielfältige Netzwerke und Verflechtungen. Dies erfordert eine kontextabhängige Definition von System und Umwelt.
Die OE hat einen Auftrag, der weit über das Unternehmen
hinausgeht: Es geht um das Wohl des Ganzen, um eine
bessere Welt.
Salim Ismal
Und auch Changemanagement besteht aus zwei Begriffen und auch hier sind wieder zwei Betrachtungsweisen enthalten, einmal Change und dann Management.
Change
Zunächst heißt das einfach Veränderung. Anlass zur Benutzung dieses Begriffs in Organisationen ist meist, wenn Entwicklungen eingetreten sind, die nicht allein aus dem vorhandenen Repertoire beantwortet werden können. Dabei kann Change sich auf die Veränderungen innerhalb oder außerhalb der Organisation beziehen
Außen z.B.:
- Marktverschiebungen oder
- neue Rechtsvorschriften;
Innen z.B.:
- demographische Struktur oder
- neue Technologie
Management
Management bedeutet erstmal die Steuerung von Antworten. Dies kann sich wieder auf ganz verschiedene Dimensionen beziehen z.B. Personal-, Finanzierungs-, Kommunikationsmanagement. Und dementsprechend sind auch hier verschiedene Beschreibungsarten, Vorgehensweisen und Instrumente möglich.
Changemanagement
Unter dem Begriff kann man verstehen, wie Organisationen auf Veränderungen reagieren und inwieweit sie flexibel und kompetent auf Herausforderungen reagieren können.
Gängiger ist jedoch die Verwendung dieses Begriffs, wenn Veränderungen bewusst geplant, strategisch gewollt und von Verantwortlichen (Change Agents) gezielt gestaltet werden sollen. Beim aktiven Management von Veränderungen wird nicht darauf gesetzt, dass sich Entwicklungen spontan aus der Organisationskultur ergeben, sondern es wird gezielt etwas Neues eingeführt. Dies kann wiederum auf vielfältige Weise angegangen werden.
Ein Beispiel:
Auf Umsatzeinbrüche kann mit einem harten Sparkurs oder mit beschleunigter Entwicklung neuer nachhaltiger Produkte reagieren.
In einem Unternehmen, wird immer mit sparen reagiert und hier wäre die Beschleunigung der Entwicklung der Change. In einem anderen Unternehmen kann es genau umgekehrt sein.
Fazit
Im Fokus des Changemanagements stehen also die beiden Aspekte Change und Management. Change bedeutet schlicht Veränderung und kann sich auf interne oder externe Entwicklungen beziehen. Management bezieht sich auf die Steuerung von Antworten in verschiedenen Dimensionen. Changemanagement wird häufig dann angewendet, wenn Veränderungen bewusst konzipiert und strategisch gestaltet werden sollen. Es erfordert eine gezielte Einführung von Neuem und bietet verschiedene Ansätze für die Bewältigung von Herausforderungen.
Wenn Sie weitere Fragen haben oder Unterstützung bei ihrem Changemanagement Prozess benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Ich hoffe jetzt sind die beiden Begriffe etwas Kernprägnanter und damit klarer und wir können uns dem zweiten Teil des Blogartikels widmen: Initiieren, gestalten und begleiten eines Changemanagement-Prozesses.
Quellen:
Schmid, Bernd (2009): Randschärfe und Kernprägnanz: Identitätssuche durch Abgrenzung. perspektive: blau – ein Online-Wirtschaftsmagazin
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